Aufregende Monate
Liegen hinter uns und gibt es in unseren wöchentlichen Updates zum Social-Media-Wahlkampf nachzulesen. Bevor ich mich an eine Prognose wage, ein Blick auf den Wahlkampf in einer Grafik:
Die Grafik zeigt alle Facebook Postings seit Mitte Mai. Je Höher ein Punkt, desto mehr Interaktion erzielte der Beitrag. Der erfolgreichste Post des Wahlkampfs auf Facebook war dieses Video von Christian Kern:
Der Dreikampf
Eigentlich hat es im Frühjahr und Sommer nach einem Duell zwischen Sebastian Kurz und Christian Strache ausgesehen. Strache, seit jeher stark auf Facebook, führte die erste Zeit klar. Kurz konnte im Sommer einen Höhenflug verzeichnen. Auch thematisch unterschieden sich die beiden kaum. Das Migrationsthema und die Mittelmeerroute waren bestimmende Themen. Ab dem roten Wahlkampfauftakt am 7.9. in Graz hat sich das Bild aber gedreht. Die SPÖ kam in Fahrt und auch Christian Kern hat immer mehr Fahrt aufgenommen.
Silberstein ein roter Silberstreif?
Ausgerechnet aber nach dem Platzen der Silberstein Bombe, ging der rote Social Media Wahlkampf ab wie eine Rakete. Und das nicht weil es so große Wut unter der roten Gefolgschaft gab, sondern weil sich eine ausgeprägte „Jetzt-erst-recht-Stimmung“ breitgemacht hat. In Zahlen ausgedrückt stellt sich das wie folgt dar:
Anders als in den letzten Wochen, sind hier auch die Interaktion von twitter und Instagram inkludiert. In Summe haben wir 7.323.427 Interaktionen gemessen. 1.132.664 davon haben alleine in den letzten 2 Wochen stattgefunden. Anders als in den letzten Wochen sind hier alle Interaktionen, also auch jene von Usern außerhalb Österreichs inkludiert.
Wie kommt es zu den Werten in unserem Video?
Als Währung für unsere Analyse gilt das Gesamtvolumen an Interaktionen, also die Summe aus Reaktionen, Kommentaren und Shares, die im ausgewählten Zeitraum von den Parteien oder ihren Spitzenkandidaten, mit auf ihren Facebook Seiten, Instagram Profilen oder Twitter Acounts veröffentlichten Beiträgen erzielt werden konnten. Gemessen wurde mit dem Analysetool Fanpagekarma. Die bereinigten Werte unterliegen der Annahme, dass sich das Interaktionsvolumen im gleichen Ausmaß auf die Länder aufteilt, wie die Fans. Nicht gemessen werden können Dark Posts der Wahlwerbenden. Welche Probleme das sonst noch mit sich bringt, habe ich in meiner Analyse vor drei Wochen beschrieben.
Meine Prognose
Eigentlich wollte ich mich nicht dazu hinreißen lassen, eine Prognose abzugeben. Einfach weil wir keinen Wahlprognosen erstellen und auch keinen repräsentativen Umfragen erstellen, sondern lediglich das Interaktionsaufkommen auf den Social Media Kanälen messen und interpretieren. Nachdem unser Werte aber im letzten Jahr bei allen Wahlgängen der Bundespräsidentenwahl näher an den tatsächlichen Wahlergebnissen lagen als die veröffentlichten Umfragen, wage ich es auch diesmal den Umfragen zu widersprechen.
Ich gehe von einem Wahlsieg der SPÖ und Kanzler Kern aus, sehe die FPÖ vor der ÖVP und Grüne, Neos und Liste Pilz wahrscheinlich alle drinn.
Meine Einschätzung baut auf den Interaktionswerten der letzten 2 Wahlkampfmonate auf. Die kleineren Parteien sind in dieser Auswertung unterrepräsentiert weil es hier, abseits der SpitzenkandidatInnen, noch zahlreiche andere KandidatInnen auf den Listen gibt, die auf Social Media sehr aktiv sind und teils erhebliche Interaktion zu verzeichnen haben. Die FPÖ dürfte hier überrepräsentiert sein, weil über 40% der HC Strache Fans nicht aus Österreich kommen und wir hier auch diese Interaktionen mitzählen. Die ÖVP ist zwar auch dezentral stark und auf Twitter und Instagram klar vorne, Kurz hat aber ähnlich hohe Anteile nicht österreichischer Fans auf Facebook. Der Abstand zwischen Platz 2 und 3 dürfte also knapper als in der Grafik ausfallen.
Ob auch diese Wahl anhand der Social Media Werte prognostiziert werden konnte, wissen wir dann in etwas mehr als einer Stunde.
Tippfehler sind meiner Aufregung und Spannung geschuldet, ich bitte um Nachsicht