Am 1. August 1981 um 0:01 Uhr gelangte ein Lied von den Buggles zu größerer Berühmtheit: „Video Killed the Radio Star“. Es war das erste Musikvideo, welches zu Sendebeginn von MTV ausgestrahlt wurde. Dieser Song markiert einen großen Wandel in der Medienlandschaft, den Moment als das Fernsehen das Radio als einflussreichstes Medium abgelöst hat.
Mittlerweile sind 34 Jahre vergangen und dieser Titel wurde viele Male zitiert. Jetzt geht es darum, welches Medium das Video ablöst und damit die nächste große Veränderung einläutet. Einmal war es das Internet, das den Videostar gekilled hat (The Limousines), dann die Reality (Robbie Williams). Immer wieder gab es ein neues Medium, das dem Video den Garaus machen sollte. Die Gegenwart belehrt uns aber eines Besseren. Das Format Video ist – nicht zuletzt dank seines schwammigen Namens – bis heute der Sieger in der Medienlandschaft.
Damals war es das lineare Fernsehen, heute das Onlinevideo das zur Disposition stand. Doch was meinen wir eigentlich, wenn wir von Onlinevideos sprechen? Bewegtbildformate im Internet, soviel ist sicher. Aber denken wir dabei auch an interaktive Panorama-Videos? An Livestreamings von Jedermann für Jedermann? An virtuelle Realitäten, in die man sich mit Videobrillen begibt? Oder an Formate, die das miteinander verknüpfen? Denken wir an einen stationären Computer in der Wohnung oder an das Mobiltelefon im Bus? Denken wir an Mediatheken oder an Postings in Feeds, die mit sozialen Funktionen verbunden sind?
Es gibt darauf sehr viele mögliche Antworten. Letztlich werden wir Konsumenten mit unserem Nutzungsverhalten darüber entscheiden, welche Formate, Technologien und Plattformen sich durchsetzen bzw. für die Werbetreibenden die attraktivsten Plätze bieten.
Eine Plattform wollen wir uns heute genauer ansehen: Facebook.
Es ist schwer zu übersehen, wie Facebook sich in den letzten Jahren anstrengt, seine Anteile im Videobereich zu stärken. Am deutlichsten sichtbar wurde dies mit der Einführung der Autoplay-Funktion und der Animated Gifs im Newsfeed der Benutzer. Weniger sichtbar, aber genauso zukunftsweisend waren der Kauf des VR-Spezialisten Occulus, die Einführung des 360-Grad-Videos und die Möglichkeit, Videos live zu streamen. Weiters kommt in Kürze die Möglichkeit, sein Profilbild als Kurzvideo anzulegen (IPhone 6s und Myspace lassen grüßen). Welche Anstrengungen Facebook im Hintergrund beim Aufrüsten seiner Hardware und seines Codes bzw. bei der Bereitstellung der benötigten Bandbreite vorgenommen hat, kann man nur erahnen.
Facebook wäre nicht so erfolgreich, wenn es seine Investitionen nicht wohlüberlegt den entsprechenden Werbemöglichkeiten gegenüberstellen würde. So gibt es mittlerweile verschiedene Optionen, Videos werblich einzusetzen, sei es als unterstütztes Post oder als Teil einer Carousel Ad, auf Views optimiert und dezidiert ausgewertet. Alles verbunden mit den atemberaubend präzisen Targetingmöglichkeiten und einem vergleichbar günstigen TKP. So erobert Facebook ein immer größeres Stück des Werbekuchens und wird sowohl für das klassische TV als auch für seine Branchenkonkurrenten gefährlicher.
Facebook-Videos vs. Youtube-Videos
Schauen wir uns das einmal am Beispiel Facebook vs. Youtube (Google) genauer an: Youtube konnte in den letzten Jahren immer wieder mit imposanten Zahlen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. So wurde Anfang Juli 2014 täglich Videomaterial mit einer Gesamtlänge von 300 Millionen Stunden ausgespielt. Gleichzeitig wurden pro Minute 300 Stunden neues Material hochgeladen. Youtube gibt an, mehr als eine Milliarde Nutzer zu verzeichnen und allein mit den mobilen Aufrufen eine größere Reichweite zu erlangen als jedes Kabel-Netzwerk in den USA.
Mit den verschiedenen Werbeformaten auf Youtube werden enorme Reichweiten erreicht, die nicht nur im Hinblick auf Zielgruppen-Genauigkeit die klassische TV-Werbung bedrängen. Youtube hat hier mit der Email-Benachrichtigung zu neuen Videos für alle Channel-Abonnenten ein Ass im Ärmel, das für gute organische Reichweiten sorgt. Youtube sollte also immer mitbedacht werden, wenn man sein Videomaterial im Netz zeigen möchte.
Youtube hat es allerdings bis heute nicht geschafft, sich als Soziales Netzwerk zu etablieren. Es hat zwar diverse Socialweb-Funktionalitäten integriert, diese werden aber, ähnlich wie Google+, nur von einer verhältnismäßig kleinen Gruppe User genutzt. So funktioniert Youtube vor allem als Mediathek: Ein Ort, an dem man nach Videos sucht.
Facebook hat hier eine ganz andere Position. Es hat sich in den letzten Jahren zur Titelseite des Webs gemausert. Die User nutzen es, um Content aus den unterschiedlichsten Quellen zu erhalten, ohne hierfür suchen zu müssen. Er wird dank des eigenen Freunde-Netzwerks und des Facebook-Algorithmus einfach in den Newsfeed eingespielt. Das Abspielen, Kommentieren und Teilen der Clips geht entsprechend immer mit reichhaltigen Nutzerprofilen einher.
Doch Facebook will mehr sein als ein Linkverteiler. Exklusiver Content soll für Facebook produziert, optimiert und innerhalb der Plattform wiedergegeben werden. Kooperationen mit Stars, Sportverbänden und der Medienbranche beschleunigen den Prozess. Wie weit Mark Zuckerberg bereits gekommen ist, zeigt folgende Statistik: Anfang 2014 kamen zwei von drei Videos, die ein User in seinem Newsfeed gesehen hatte, von Youtube. Im Dezember 2014 haben die von Facebook selbst gehosteten Videos die verlinkten Videos von Youtube überholt.
Im gleichen Zeitraum lud Apple einen Werbespot auf Youtube und parallel auf Facebook hoch. 4,2 Millionen Nutzer sahen die auf Youtube gehostete Version über einen Linkpost, 14,3 Millionen Nutzer schauten sich die auf Facebook gehostete Version an.
Wie hat Facebook das geschafft?
Zuerst wurde die Autoplay-Funktion eingeführt: Videos, die automatisch ablaufen und somit sofort mehr Aufmerksamkeit bekommen als die stehenden Bilder. Diese werden bereits nach drei Sekunden als gesehen gezählt. Diese Funktion war von Anfang an auf das bei Facebook gehostete Material beschränkt. Außerdem bevorzugt der Facebook-Algorithmus die eigenen Videos und spielt diese entsprechend häufiger aus. Für die User macht sich neben der bequemen Autoplay-Funktion auch eine höhere Relevanz des Contents bemerkbar, da weniger Random-Clips und mehr exklusiv produziertes Material verlinkt wird.
Mit dem weiteren Ausbau der Facebook-Mobile-App und den steigenden Nutzerzahlen im Mobilbereich hat Youtube weiteren Facebook-Boden verloren. Youtube-Videos werden dort nämlich immer in einem eigenen Browser geöffnet, was lange Ladezeiten und Komplikationen mit sich bringt. Ein Schelm, wer hier Böses denkt.
Facebook nutzt seine bestehenden Partnerschaften und weitet diese auf den Videobereich aus. Die Werbetreibenden können die gewohnte Umgebung des Ad-Managers mit den zugehörigen Targeting-, Planungs- und Bezahlmodalitäten verwenden. Als wichtigstes Argument bleibt die viel bessere Reichweite und Interaktionsrate bei Videocontent. Eine Studie zeigt, dass Facebook Videos beinahe doppelt so häufig ausgespielt und gesehen werden wie Fotos.
Ein Beispiel
Mit unserem Kunden innocent durften wir die #Lovestorm-Kampagne entwickeln und realisieren. Diese Kampagne begann in den sozialen Netzwerken, fand seinen Weg aber auch auf die Etiketten der Flaschen. Kernelement der Kampagne war ein Video das wir nach der Produktion in drei Längen geschnitten haben. 15 Sekunden für Instagram, 30 Sekunden für Facebook und 60 Sekunden für YouTube. So konnten wir auf allen Kanälen das ideale Format ausspielen ohne drei Clips produzieren zu müssen. Das war gut für das Budget und gut für die Reichweite des Clips.
YouTube / innocent Filme – via Iframely
Fazit
Videocontent funktioniert auf Facebook besser als jedes andere Postingformat. Vor Allem wenn es auf der Plattform hochgeladen und nicht nur verlinkt wurde. Entsprechend aufbereitete Clips können großflächig ausgespielt werden. Wenn man also bei der Konzeption und Produktion von Bewegtbildcontent die unterschiedlichen Needs der einzelnen Plattformen integriert denkt, schlägt man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe und kann effizient produzieren. Wie effizient, kreativ und günstig wir das können, zeigen wir gern persönlich.
Quellen
– „ARD/ZDF-Onlinestudie 2014“
– businessinsider zu video vs. foto on facebook
– The Guardian zu Facebook Video vs. Youtube
– Thomas Hutter zu den neuen Video-Profilbildern
– Socialbakers zu Facebook Video vs. Youtube
– Techcrunch zu Video-Livestreaming
– „Video Effects 2015“ Marktforschung Forward AD group
– wikipedia.de